In einem Offenen Brief wendet sich die IG Kantstraße an Oberbürgermeister Jung und Baubürgermeister Dienberg. Sie fordern beide auf, mit ihnen in einen direkten Dialog zu treten und die Häuser der Kantstraße 55/57 durch die LWB oder die Stadt Leipzig zur Nutzung für die verbliebenen Mieterinnen zurück zu kaufen. Des weiteren fordern sie Investorinnen, wie GRK Holding, Instone Real Estate und Campus Altbausanierung GmbH, wirksam in die Pflicht zu nehmen, eine Stadtpolitik zu schaffen, die endlich das Ziel von sozialer Gerechtigkeit für alle Mieter*innen in den Mittelpunkt stellt und Wohnraum und Bauland nachhaltig der Spekulation entzieht.
In der Leipziger Zeitung könnt ihr den Brief online nachlesen.
Jeder Mensch ist mit unveräußerlichen Rechten ausgestattet.
Das heißt nicht, dass jeder Mensch gleich ist.
Aber er hat durch den Schöpfungsakt und sein Mensch-sein-an-sich Rechte, die für ihn als Einzelnen in einer von Ihm gewählten Gemeinschaft an einem von Ihm gewählten Ort garantieren, dass er unbeschadet leben und teilnehmen darf und kann.
Er hat das Recht an diesem Ort zu verweilen, oder zu gehen. Er hat das Recht sich einzubringen, oder zu dulden. Er hat das Recht dort zu protestieren, oder zu schweigen.
Und niemand darf um seiner eigenen Vorteile wegen diese Rechte einschränken. Und niemand darf die Regeln, Gesetze und Verordnungen für diese Gemeinschaft
auf Grund seiner Macht, seiner Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder seiner Aufgabe in unserer Gesellschaft so gestalten, dass der Einzelne nicht mehr sein kann was er ist: Ein Individuum mit Würde.
Und wenn wir diese einleitenden Gedanken jetzt herunterbrechen auf das Wohnen das Leben in unseren Städten und Gemeinden kommen wir unweigerlich zu dem Schluss:
Wohnen ist ein Menschenrecht.
Es stattet uns mit der Sicherheit aus, die wir benötigen um gesund zu bleiben an Körper und Geist. Es stattet uns mit den Rechten aus, die es uns ermöglichen gestaltend mitzuwirken. Es stattet uns mit der Gewissheit auf eine Zukunft aus.
Für unsere Liebe und für unsere Sorgen für unsere Partner und für unsere Kinder für unsere Freunde und auch unsere Feinde.
Und deswegen ist Wohnen soviel mehr als ein Tisch und ein Bett in einem Raum. Wohnen bedeutet Würde, die uns durch die Angst vor der Vertreibung genommen wird.
Und wenn man einmal begriffen hat, dass das Umlauten des Begriffes Wohnung in Immobilie dazu geführt hat, die Wohnung ohne Menschen, die darin leben, zu denken, dann begreift man auch, dass man hier ein Menschenrecht veräußert. Es wird zur Handelsware.
Und wer über einen Gegenwert verfügt, sei es Geld oder Macht oder Gewalt, der hat die Möglichkeit mit der Würde der Menschen Handel zu treiben und damit letztendlich mit den Menschenrechten an sich.
Deswegen: Lasst uns das Leben und die Menschen als Wohnen denken. Lasst uns das Wohnen als Idee der Daseinsvorsorge in unserer Gesellschaft verankern.
Und gerade deswegen sind Wohnungen keine Handelsware, weil sie Menschen enthalten.
Es braucht die Abschaffung der rein profitorientierten Wohnungswirtschaft. Es braucht die Wiedereinführung der Gemeinnützigkeit der Wohnungsbewirtschaftung. Es braucht die Veränderung der Regeln, Gesetze und Verordnungen für ein
sicheres und würdevolles Wohnen für jeden, der möchte für jeden Ort, den er sich wählt