Pressemitteilung zu den Housing Action Days in Leipzig vom 24.04.2025

Housing Action Days / Aktionstage Wohnen: Leipziger Initiativen vernetzen sich und fordern Mietendeckel und Wohnungsnot stoppen

In Leipzig sind dieses Jahr erneut lokale Initiativen, Vereine und Mieter:innen zu den Housing Action Days, den Aktionstagen Wohnen, aktiv. Mit zahlreichen Veran-staltungen machen sie auf ihre Forderungen nach bezahlbarem Wohnen, Freiräumen und solidarischen Nachbar:innenschaften aufmerksam, vernetzen sich und wollen ihre Erfahrungen und ihr Know-how mit anderen Menschen teilen.

Das Programm aus Gesprächen, Kundgebungen, Rundgängen, Infoveranstaltungen und Filmen läuft bereits seit 8. April 2025 und erstreckt sich noch bis zum 10. Mai 2025. In der aktuellen Woche – vom 23.-30.04.2025 – geht die Veranstaltungsreihe in die heiße Phase – in Leipzig und auch in Städten weltweit .

Neben zahlreichen Einzelveranstaltungen in Leipzig wird die gemeinsame Kundgebung am Sonntag, den 27. April, von 14-18 Uhr im Clara-Zetkin-Park, die Möglichkeit bieten, den selbst gesteckten Zielen der Vernetzung näherzukommen. Selbstorganisierung und Vernetzung von Mieter:innen ist notwendig, weil der Wohnungs- und Immobilienmarkt die Probleme der Menschen nicht löst, sondern verschlimmert. Die wohnungspolitischen Instrumente sind in den letzten Jahrzehnten immer weiter beschnitten und abgebaut worden. Das Mietrecht schützt in dieser Situation nicht mehr ausreichend vor Verdrängung und erzwungenem Umzug oder gar Wohnungslosigkeit.

„Die Wohnungsmisere in Leipzig hat tiefergehende, länger zurückliegende Ursachen als nur den Bevölkerungszuwachs. Sie ist das Resultat des jahrelangen Abbaus wohnungspolitisch regulierender Instrumente und einer damit einhergehenden Kräfteverschiebung zugunsten privatwirtschaftlich agierender Unternehmen gegenüber kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungsversorgern. Um das Problem grundlegender anzugehen, unterstützen wir als Stadtteilinitiative bundesweite Ansätze, wie die Forderung eines Mietendeckels und eine Reform bei der Umwandlung in Eigentumswohnungen, Eigenbedarfskündigungen sowie Vorkaufsrechten“, so Robin Weisbach von der Stadtteilinitiative Vernetzung Süd.

Wie die Stadtteilinitiative unterstützen viele der beteiligten Initiativen die aktuellen wohnungspolitischen Kampagnen „Wohnungsnot stoppen“ (wohnungsnot-stoppen.de) und „Mietendeckel jetzt“ (mietendeckel-jetzt.org), welche einerseits Mieterrechte auf dem rauen Wohnungsmarkt zu stärken suchen und andererseits die grundlegende Reform des Mietrechts durch einen bundesweiten Mietendeckel fordern.

Ein weiteres Ziel der Leipziger Housing Action Days ist es, Mieter:innen, Hausgemeinschaften und Nachbarschaften in Leipzig in die Lage zu versetzen, sich den Zumutungen der Wohnungsmisere zu widersetzen, ihre Rechte als Mieter:innen wahrzunehmen, sich gegenseitig zu unterstützen und schließlich auch politische Forderungen an Stadt, Land und Bund zu erarbeiten.

Der zuletzt überregional bekannt gewordene Fall einer überteuerten Massen-WG in Lindenau wäre nicht so bekannt geworden, wenn Nachbar:innen und Mieter:innen sich nicht im Bündnis #unitedcapitulation bereits über längere Zeit und über Stadtteilgrenzen hinweg, zusammengeschlossen hätten und die Praxis ihres Vermieters – dem Firmenkonglomerat um United Capital RE GmbH, ihrer (ehemaligen) Geschäftsführer und der mit ihnen verbundenen und weit verzweigten weiteren Firmen – dokumentiert hätten. Immer wieder melden sich Betroffene beim Bündnis und bitten um Unterstützung. Dazu eine:r der Mieter:innen:

„Nach dreieinhalb Jahren sind wir nach wie vor über die Dreistigkeit und Unverfrorenheit der beiden (ehemaligen) Geschäftsführer erschrocken. Verstöße baurechtlicher Art werden dem Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung regelmäßig gemeldet. Wir sammeln Erfahrungsberichte und unterstützen Betroffene auch mental bei ihren Einzelkämpfen. Wir arbeiten bei rechtlichen Fragen eng mit dem Mieterverein Leipzig zusammen. Jede:r sollte seine:ihre Rechte und Pflichten kennen und sich durch Drohgebärden nicht einschüchtern lassen. Es gilt sich als Mieter:innen und Nachbar:innen gegenseitig zu unterstützen!“

Um Leipziger Mieter:innen erste Schritte und Hinweise zur Wahrnehmung ihrer Rechte und Möglichkeiten einer solidarischen Praxis aufzuzeigen, arbeiten Leipziger Gruppen gerade an der Neuauflage der Infobroschüre „…schon wieder Ärger mit den Vermieterinnen – Selbsthilfe, Beratung und Tipps für Mieterinnen“. Die Veröffentlichung der Neuauflage ist noch für das Frühjahr 2025 vorgesehen.

Mit all diesen Erfahrungen und einer zunehmenden Vernetzung verschiedener Recht-auf-Stadt-Initiativen entwickelt sich in Leipzig auch ein Know-How und stärkeres Selbstbewusstsein, sich in die Stadtentwicklung aktiv einzumischen und diese mitgestalten zu wollen, wie das Beispiel Bürgerbahnhof Plagwitz zeigt:

„Private Eigentümer:innen und Investor:innen planen seit Jahren an den tatsächlichen Bedarfen der Stadtgesellschaft vorbei. Unter dem Deckmantel der Wohnungsnot werden sozial- und klimaschädliche Nachverdichtungen über die Köpfe der Menschen hinweg durchgedrückt. Dabei werden ganze Straßenzüge umgewälzt und wertvolle Freiräume zerstört. Bezahlbarer Wohnraum entsteht daraus jedoch kaum. Die Stadt gehört allen, nicht einigen wenigen. Leipziger:innen an die Verhandlungstische!“, sagt die Bürgerinitiative „Bürgerbahnhof Plagwitz erhalten!“

Weitere Information zum Programm der HAD: leipzigfueralle.de/2025/04/03/housing-action-days-2025/

Housing Action Days 2025

In Leipzig tun wir uns auch dieses Jahr wieder zusammen: Initiativen, Vereine und Mieter*innen machen auf ihre Forderungen nach bezahlbarem Wohnen, nach Freiräumen und solidarischen Nachbar*innenschaften aufmerksam. 

Die HOUSING ACTION DAYS sind globale Aktionstage für das Recht auf Wohnen und auf Stadt, initiiert von der European Action Coalition for the Right to housing and the city. Sie finden – dezentral organisiert – seit einigen Jahren in Deutschland und auch in Leipzig statt. 

Die Mieten in unserer Stadt explodieren, sie wurden in den vergangenen zehn Jahren um über 50 % erhöht. Ein Ende dieser Mietaufwärtsspirale ist (noch) nicht in Sicht. Rigoros und ohne Rücksicht auf individuelle Schicksale und auch auf rechtliche Grundlagen werden Mieterinnen und Mieter schikaniert und aus ihren oftmals jahre- und jahrzehntelang bewohnten vier Wänden geworfen. Ob Eigenbedarf oder hochwertige Modernisierung: Der Grund für Kündigungen ist zumeist die Profitsteigerung. Leipzig wird deshalb auch als „Boomstadt für Wohnungskonzerne und auswärtige Kapitalanleger“ bezeichnet.

Wir wollen dem entschlossen etwas entgegensetzen. Wir stehen solidarisch an der Seite von Mieterinnen und Mietern, wir versuchen solidarische Nachbarschaften mit aufzubauen. Unser Ziel ist es, dass das Wohnen als Element der öffentlichen Daseinsvorsorge und dass Wohnraum als öffentliches Gut behandelt wird. Es gehört nicht an die Börse, noch soll es auf dem Markt gehandelt werden. Das gilt es einzufordern und zu verteidigen.

Wir kämpfen gegen Entmietungen und für einen echten Mietendeckel. Deshalb unterstützen wir auch zwei bundesweite Kampagnen zum Thema: Wohnungsnot stoppen und Mietendeckel jetzt!

Sprecht uns an und werdet Teil der vielfältigen wohnungs- und stadtteilpolitischen Initiativen und Bündnisse in Leipzig!

Fragen, Mitmachen & Unterstützen: leipzigfueralle@posteo.de

TERMINE:

DIENSTAG 08.04.


E97 12:30 Uhr
Kundgebung zum Prozessauftakt der E97 vor dem Amtsgericht
Die E97 ist ein Haus auf der Eisenbahnstraße mit mehreren WGs und einem selbstverwalteten Ladenprojekt. Die Bewohnenden wehren sich aktuell gegen Entmietung. Unterstützt sie und kommt zur Kundgebung am 1. Verhandlungstag der Räumungsklagen.
Ort: Amtsgericht Leipzig, Bernhard-Göring-Str. 64 (Südvorstadt)
Mehr Infos unter: e97.org

DONNERSTAG 10.04.

Hallo Jahrtausendfeld, kannst du mich hören? 16:00 – 21:00 Uhr
Ausstellung und Podiumsdiskussion zu den Chancen für einen Jahrtausendfeld-Park im Leipziger Westen, organisert von kreuzer Leipzig, Ökolöwe, Schaubühne Lindenfels und Bürgerinitiative »Jahrtausendfeld retten!« Mit: Ariane Jedlitschka (Verein Superblocks im Leipziger Osten), Niclas-Robin Rosendahl (Ökolöwe – Umweltbund Leipzig) und Matilda Oeken (Mitherausgeberin der Broschüre »Stadt für Alle! Strategien der Aneignung stadtpolitischer Prozesse in Leipzig«, 2025).
Ort: Schaubühne Lindenfels, Karl-Heine-Str. 50 (Plagwitz)
Weitere Infos online: schaubuehne.com/spielplan/hallo-jahrtausendfeld-kannst-du-mich-hoeren

SONNTAG 13.04.

Kiezvernetzung West 12:00 – 18:00 Uhr
Transparente, Banner und Fahnen herstellen, um Ende April stadt- und mietenpolitische Themen in den Straßen und an den Häusern von Leipzig sichtbar zu machen! Besonders Menschen aus Hausprojekten sind aufgerufen sich mit den Miet- und Wohnkämpfen von unten solidarisch zu zeigen und ihre Häuser/Fassaden im Rahmen der Aktionstage zu nutzen! + Kaffee & Kuchen
Ort: Zollschuppenstr. 1 (Plagwitz)
Info/Kontakt: kiever-west@riseup.net

MITTWOCH 23.04.

Seume 30 15:00–19:00 Uhr
Erzählcafé mit »Haus im Fluß«, Küfa, Film
»Wenn nur ein Container zum Leben bleibt.« Ein Trailerpark in Berlin-Lichtenberg war lange das Zuhause für fast 200 Menschen. Doch nun soll er geräumt werden. (31 min.)
Veranstaltet von: L‘Anarres e.V.– Verein für kollektive Wohnformen
Ort: Seumestr. 30 (Knautkleeberg)
Info/Kontakt: seume30.org

FREITAG 25.04.

Kontaktstelle Wohnen 16:30-18:00 Uhr
Infotreffen für interessierte Ehrenamtliche. Lerne die Kontaktstelle Wohnen kennen! Uns geht es darum, geflüchteten Menschen zu helfen und uns gegen Rassismus auf dem Wohnungsmarkt einzusetzen. Du kannst bei uns mitmachen und lernen, wie man den Workshop »Zusammen Wohnungen finden« leitet. Oder du kannst Menschen zu Wohnungsbesichtigungen begleiten. Wie das geht, erklären wir dir. Wir freuen uns auf dich!
Ort: Georg-Schwarz-Str. 19 (Altlindenau)
Info/Kontakt: info@kontaktstelle-wohnen.de

Innovatives Netzwerk Wohnen mit Behinderung (INWoB)
ab 18:00 Einlass, Beginn 18:30
Gemeinschaftlich und inklusiv wohnen – Zwischen Assistenz und Freundschaft. Film und Diskussion über das Leben in inklusiven WGs
Wie können wir gemeinschaftliches Zusammenwohnen, Inklusion und Pflege gestalten? Was können wir aus den Erfahrungen der Wohngemeinschaft Hartroda lernen, die 1978 als inklusives Wohnprojekt in der DDR gegründet wurde? Wie setzen heutige inklusive WGs ihre Vorstellungen von Care-Arbeit und Zusammenleben um und welche Möglichkeiten und Grenzen gibt es dabei?
Diesen Fragen widmen wir uns bei einer Diskussionsveranstaltung, die die Geschichte und Erfahrungen von der Kommune Hartroda zum Ausgangspunkt nimmt. Kommentiert wird der Film von ehemaligen Kommunard:innen. Außerdem wird ein Film über die inklusive WG »6+4« aus Dresden gezeigt und von Bewohner:innen über den Alltag, ihr Zusammenleben und ihre gegenseitige Unterstützung erzählt.
Die Veranstaltung wird in Leichte Sprache gedolmetscht.
Mit Rollstuhl zugänglich

Ort: Die Villa, Großer Saal, Lessingstr. 7 (Zentrum West)
Info/Kontakt: mail@inwob.net

Zolle 7 ab 19:00 Uhr
KüfA und Infostand – Erfolgreich gegen Entmietung
Der Verein Zolle7 e.V. lädt zu KüfA und offenem Austausch ein. Als Hausprojekt, welches sich vor einem halben Jahr erfolgreich gegen drohende Entmietung zur Wehr setzen konnte, hat die Zolle7 einige Geschichten und Erfahrungs
werte zu teilen.
Ort: Zollschuppenstr. 7 (Plagwitz)

SAMSTAG 26.04.

Bürgerinitative »Jahrtausendfeld retten« 11:00 – 12:00 Uhr
Rundgang
Die letzte verbleibende Brache nördlich der Karl-Heine-Straße soll mit einer überdimensionierten Privatschule bebaut werden. Wie das die Gentrifizierung im Viertel vorantreibt und welche Alternativen es gibt, wollen wir mit euch bei einem Rundgang diskutieren.
Treffpunkt: Jahrtausendfeld, Ecke König-Albert-Brücke (Lindenau)
Info/Kontakt: jahrtausendfeld.noblogs.org

Viel Miete, wenig Liebe 14:00-17:00 Uhr
Informativer Stadtteilrundgang mit Gästen und Überraschungen zur »Südvorstadt-für-alle«-Kampagne. In den letzten drei Jahren hatten Mieter:innen und die Stadtteilinitiative Vernetzung Süd eine sozial-ökologisch nachhaltige Sanierung von 105 kommunalen Wohnungen gefordert. Die Erfahrungen mit Politik, Verwaltung, LWB und Medien in diesem Prozess möchten wir aufarbeiten, um am Ende zu fragen, wie und wo können wir als Mieter:innen und Nachbarschaft in der Südvorstadt weiter wohnungspolitisch intervenieren.
Start: Kochstr. 13/15 und weitere Stationen (Südvorstadt)
Info/Kontakt: vernetzungsued.de

SONNTAG 27.04.

Gemeinsame Kundgebung – Housing-Action-Kaffeetafel 14:00-18:00 Uhr
Versammlung für ein Recht auf Wohnen und Stadt sowie Vernetzung und Support mit und von verschiedenen wohnnungspolitischen Initiativen aus Leipzig. Wir wollen das Unmögliche probieren: Action und Kaffeetafel in einem! Wir wollen rechtlich aufgeklärte und sich selbst organisierende Mieter*innen, Hausgemeinschaften und Nachbarschaften in Leipzig!
Ort: Nähe Sachsenbrücke (Zentrum-Süd)

Wolle43-Hausprojekt 16:00 Uhr
Infostand/Popcorn/Sekt
Ort: Wolfgang-Heinze-Str. 43 (Connewitz)
Info/Kontakt: wolle43.home.blog

MITTWOCH 30.04.

Sold City – Wenn Wohnen zur Ware wird (Teil 2) 18 Uhr
Filmvorführung. Der zweiteilige Film zeigt, wie der Immobilienboom entstanden ist und wie Betroffene ihn in verschiedenen Städten erleben. Im zweiten Teil wird sich auf Alternativen zu dieser Dynamik fokussiert. Dabei werden auch internationale Beispiele aus Wien und Singapur gezeigt. (Infos zum Film: salzgeber.de/soldcity)
barrierefreier Zugang möglich
Ort: Georg-Schwarz-Straße 19, EG (Lindenau)
Info/Kontakt: Haus und WagenRat e.V.

SAMSTAG 10.05.

frauguste 16:00 -22:00 Uhr
Vergemeinschaften in Krisenzeiten?
Praxisbeispiel frauguste und SoWo Leipzig eG: Kundgebung mit Extras
Ort: Eckhaus Frommannstr. 11/Augustenstr. 3 (Reudnitz)
Info/Kontakt: frauguste.de sowo-eg.org