Vielen in Leipzig brennen die Themen Mieten und Wohnen unter den Nägeln. Mehr als ein Drittel des Haushaltseinkommens wird im Schnitt für Miete ausgegeben, bei vielen ist es mehr als die Hälfte. Menschen werden aus ihren Stadtteilen verdrängt. Immer mehr Familien können nicht umziehen, weil sie sich die teurere Miete einer neuen Wohnung nicht leisten können.
Wie soll es weitergehen in unserer Stadt, in der die Mieten stetig steigen? Was soll die Politik dagegen tun? Das und mehr haben wir die acht Kandidat*innen zur anstehenden Oberbürgermeister*in-Wahl gefragt. Geantwortet haben uns nur fünf von ihnen.
Dass den Leipziger*innen das Thema Wohnen wichtig ist und es alle angeht, tragen wir am 28. März, dem europaweiten Action Housing Day, auf die Straßen. Nähere Informationen zur Demonstration ((28.3.2020, 14 Uhr, Burgplatz) und zu weiteren mietenpolitischen Veranstaltungen im März findet ihr auf leipzigfueralle.de
Die fünf Kandidat*innen haben sich auch im Freitext geäußert. Angesichts einer “Leerstandsquote”, die gesenkt werden solle, weisen wir hier auf die Kommentare von Roman Grabolle (u. a. Netzwerk Leipzig – Stadt für alle) hin, die Sebastian Gemkows Aussagen stark anzweifeln.
Ute Elisabeth Gabelmann möchte sich zudem für Folgendes einsetzen:
Ganz generell werden wir den genossenschaftlichen Wohnungsbau stärken. Außerdem prüfen wir ein kommunales Bürgschaftsprogramm, damit mehr Menschen eine Wohnung kaufen können. Dies soll – wenn rechtlich möglich – so greifen, dass die Stadt für Menschen, die ihre gemietete Wohnung per Mietkauf erwerben möchten, aber kein Eigenkapital zur Verfügung haben, eine Bürgschaft übernimmt. Zudem werden wir wieder mehr Grundstücke für die Stadt kaufen als verkaufen. Wir setzen auf Wohnungen statt Hotels und verhandeln mit Investoren auf Augenhöhe. Die LWB soll zur Querfinanzierung des sozialen Wohnungsbaus auch mehr Wohnungen im Luxussegment anbieten, um die Gewinne aus diesem Markt nicht ausschließlich privaten Investoren zu überlassen. Diese Gewinne sollen stattdessen zur Finanzierung des Sozialwohnungsbaus dienen und so allen zugute kommen.
Sebastian Gemkow ist außerdem der Meinung, dass
- Wohnungsbau der beste Mieterschutz und das beste Mittel gegen zu Mietpreise ist
- Wohnungsbau mit zügigen und pragmatischen Lösungen ermöglicht werden sollte
- Eigentumsbildung zu unterstützen ist, z. B. durch Förderung genossenschaftlichen Eigentums
- die Leerstandsquote in betreffenden Stadtteilen durch eine bessere ÖPNV-Anbindung etc. gesenkt werden sollte
Burkhard Jung möchte sich darüber hinaus dafür einsetzen, dass
- die Wohngeldsätze erhöht werden
- für Bundesvermögen Vorkaufsrecht besteht (Bahn, Rentenversicherungsanstalt, Telekom)
Katharina Krefft möchte sich zudem für Folgendes einsetzen:
„Wohnen ist Grundrecht. Darum ist es für mich eine wesentliche sozialpolitische Frage, wie wir Wohnen für alle möglich machen. Es ist für die Stadtentwicklung entscheidend, wie wir diese soziale Mischung möglich machen. In allen Daten sehen wir, dass soziale Mischung der Garant für Inklusion, Partizipation und Frieden ist.“
Franziska Riekewald möchte sich für Folgendes einsetzen:
Statt Luxusbauten brauchen wir bezahlbares Wohnen für alle! Deshalb fordern wir eine Mietpreisbremse und einen Mietendeckel. Der soziale Wohnungsbau muss auf 1500 Wohnungen jährlich ausgebaut werden. Die gesunde Durchmischung und die ausgewogene soziale Balance in den traditionellen Wohngebieten müssen als Merkmal der Lebensqualität in Leipzig erhalten bleiben.
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